was uns nährt

23.05.2021

Früher war ich sehr "kopflastig" unterwegs, was mir nicht gut getan hat. Um mehr auf meinen Körper zu hören und mich wieder mehr zu erden, hilft mir der Vergleich mit anderen Säugetieren. Die haben noch viel mehr natürliche Instinkte als wir Menschen. Von Tieren können wir noch so einiges lernen.

Mein kleiner Hund z.B. verbringt den Tag grösstenteils schlafend und setzt sich ziemich vehement für ihre Bedürfnisse ein. Wenn sie rausmuss, oder kuscheln oder spielen will, oder was von dem Käse abhaben will, macht sie mir das unmissverständlich klar. Wenn sie keine Lust hat im Regen zu spazieren, bleibt sie einfach stehen. Wenn sie keinen Hunger hat, bleibt ihr Futter einfach so lange liegen, bis sie Hunger hat. Sie macht sogar Yoga, wenn sie morgens aufsteht.

Vielleicht denkt ihr jetzt, dass so ein Hund halt weniger Sorgen hat, als wir Menschen. Wir müssen arbeiten, Rechnungen bezahlen, Sport machen, zum Frisör, Mani-Pediküre pi pa po, einkaufen, putzen, entsorgen, uns um andere kümmern, fernsehen, lesen und wenn wir schon fast zu müde sind, auch noch kochen. Da ist das Hundeleben schon verlockend einfach.

Gestern abend hab ich übrigens auch Pizza bestellt, weil ich einfach zu müde zum Kochen war. Und Hündli hat auch ein winziges bisschen Käse bekommen. Seit längerer Zeit ist mir bewusst, wie wichtig das Essen für meine Gesundheit ist. Deswegen esse ich nur noch ziemlich selten Pizza. Aber auch das verbiete ich mir nicht, sondern geniesse es.

Ein Psychologieprofessor hat vor ca. zwei Jahren erzählt (er bezog sich auf eine Studie des Biochemikers Rudin aus dem Jahr 1981, veröffentlicht in Philadelphia), dass das Verhältnis der Omega-3 zu den Omega-6-Fettsäuren offensichtlich eine entscheidende Rolle spielt, auch für die psychische Gesundheit der Menschen. Seit der Industriellen Revolution hat sich das für uns gesunde Verhältnis der essentiellen langkettigen Fettsäuren massiv verändert. Bis ca. 1850 betrug das Verhältnis der Omega 3- zu den Omega 6-Fettsäuren in unserer Ernährung ca. 1:1. Dieses Verhältnis ist wichtig, um Membranen aufzubauen, welche neue Verbindungen im Hirn ermöglichen. Heute sei das Verhältnis der beiden Fettsäuren ca. 1:15-1:20 (Omega 3: Omega 6) bzw. sogar 1:20 bis 1:40 bei Kindern mit Diagnose ADHS. Wichtig für eine ausgewogene Ernährung seien bspw. dunkelgrünes Gemüse. Wie das etwa das Märchen von Rapunzel auch überliefert hat. Je nachdem, in welcher Region man lebt, ist die ausgewogene Ernährung unterschiedlich möglich. Etwa am Meer durch den Verzehr von Lachs (der als Raubfisch die Algen angereichert hat) oder Milch, von Kühen, die den Sommer in den Alpen verbringen.

Meine Pizza gestern hatte übrigens auch Rucola drauf, von daher alles im grünen Bereich.

Aber was uns nährt und unseren Körper und Geist stärkt, ist nicht nur das Essen. Zum menschlichen Leben gehören Kreativität, Spiritualität, Freude, Gesellschaft, Beziehungen, häusliches Umfeld, Kochen, Bewegung, Gesundheit, Bildung, Karriere, Finanzen. Wenn wir mit all diesen Bereichen zufrieden sind, sind wir wohl wirklich gesund.

Und ich würde an dieser Stelle dazu raten, dass wir uns nicht gleich auf die "schlimmsten" Bereiche zu stürzen, um an ihnen zu arbeiten. Sondern zuerst einmal festzustellen, in wie vielen Bereichen es mir tatsächlich schon ziemlich gut geht und mich daran zu erfreuen. Das gehört auch wiedermal zum Thema Selbstliebe, sich selber der beste Freund sein und sich auch mal selber loben.

Obwohl ja unser Leben in den letzten 170 Jahren sicherlich einfacher geworden ist, wurde es gleichzeitig komplizierter. Wir haben einfach nie Zeit. Tiere können den ganzen Tag damit verbringen, Futter zu suchen aber wir sind von der ganzen Arbeit manchmal schon zu müde zum einkaufen und kochen. Irgendwas stimmt doch hier nicht. Mir hat es geholfen, das Geld mal Geld sein zu lassen und die Nachrichten mal Nachrichten sein zu lassen. Ich höre jetzt darauf, was ich für meine Gesundheit wirklich brauche und das ist nicht das neueste Smartphone, das schönste Auto, ein eigenes Haus und täglich ein Entrecote zu essen. Was mich wirklich interessiert und glücklich macht, sind die kleinen Dinge im Leben. Es heisst ja auch, dass ein Kind viel mehr lacht als ein Erwachsener. (Und trotzdem wollen sie unbedingt möglich schnell wie die Grossen werden. Dann darf man nämlich den ganzen Tag so viel gamen, wie man will.) Ich bin in letzter Zeit wohl eher kindischer geworden und das ist gut so. Ich bin neugierig, setzte mich für meine Bedürfnisse ein und bin auch mal ein bisschen unanständig aber dafür freundlich, auch zu mir selbst.