Stolz...

06.07.2021

...ist ja gerade ziemlich angesagt. Es gibt z.B. auch eine "Mad Pride". Vielleicht ist diese Bewegung deshalb entstanden, weil Stolz das Gegenteil von Scham ist. Aber ich finde, auch hier kann man übertreiben. Wieso immer so extrem? Soll ich stolz darauf sein, dass ich mit einer psychiatrischen Diagnose lebe? Ich bin froh und freue mich darüber, dass ich meinen Weg im Leben und mich selbst so langsam gefunden habe. Dafür möchte ich aber nicht bewundert werden. Ich hab tatsächlich ziemlich schlimme Dinge erlebt und finde es auch richtig, wenn das anerkannt wird und nicht als Schwäche gesehen wird. Von daher freuen mich auch Komplimente von Angehörigen, die "stolz" auf mich sind.

Aber ich glaube Stolz birgt auch die Gefahr, sich zu vergleichen und zu bewerten. Und sein Selbstbewusstsein von Erfolgen im Aussen abhängig zu machen... Schöner finde ich die bedinungslose Selbstliebe. Ja, wiedermal das gleiche Thema... was soll ich sagen... ich glaub das ist einfach mega, mega wichtig. Babies werden auch einfach so geliebt, obwohl sie ja noch ziemlich gar nichts können ausser äh ja ... leben :) Aber weil wir nicht mehr so süss aussehen müssen wir uns jetzt Liebe verdienen? Ist doch verrückt.

Natürlich ist nicht alles schön. Das ist ja gerade das Schöne. Ich glaube in jedem von uns ist einfach alles... das Universum, das All-Eine... jeder von uns ist kreativ bzw. schöpferisch oder könnte es sein, wenn er Zeit hätte. Und das macht echt Freude. Viel mehr als keine Zeit haben. Ob man dann stolz drauf ist, was man geschaffen hat oder einfach Freude daran hat, ist irgendwie ein bisschen eine Wortspielerei. Sprache ist halt nicht so exakt wie Mathematik. Und es kommt immer auf den Kontext an. Von daher entscheide ich mich jetzt heute mal dafür, dass stolz auf etwas sein auch ok ist. Man sollte es halt nicht übertreiben - wie es eigentlich immer überall das Gleiche ist. Die gesunde Balance finden. Sonst fällt man irgendwann ins Wasser beim Betrachten seines Spiegelbildes oderso. Also muss ich nicht unbedingt an einer Parade so etwas wie Stolz für eine vermeintliche (von der Gesellschaft so gesehene) Schwäche vorführen. Ich bin nicht nur "mad", ich bin more than mad... Und mich selbst gut finden oder lieb haben kann ich auch all-ein. Jedem das Seine. Leben und leben lassen. Es ist wie es ist.