mein Studium über den Wahn-Sinn des Lebens

28.03.2021

Ich habe mich gefragt, welche Wahrnehmung richtig ist. Was ist wahr? Was soll ich glauben?

Eine besondere Freundin hat einmal gesagt, es gibt keine falsche Wahrnehmung, jeder hat seine eigene Wahrnehmung.

Da habe ich mich an die Geschichte erinnert, in der Mäuse aus verschiedenen Perspektiven einen Elefanten beschreiben. Einer sieht die grossen Füsse, einer den langen Rüssel, einer den feinen Schwanz. Alle reden vom gleichen und sehen Unterschiedliches - von oben, unten, von vorne oder von hinten. Trotzdem hat keiner "Recht" oder ist psychotisch.

Für mich ist wichtig, dass ich mich nicht mit anderen vergleiche, sondern meine eigene Wahrheit finde. Wer bin ich? Was ist wahr - für mich?

Ich möchte mit offenen Sinnen die Welt erforschen. Ich bin ein Mensch, ein Lebewesen, das atmet. Die Meditation hat mir geholfen, bei mir zu sein und meine eigene Kraft zu spüren. In der Natur spüre ich die Energie. Ich habe das Gefühl, dass alles miteinander kommuniziert. Vögel, Bäume, Insekten, Menschen. Manchmal verstehen wir uns gut - wir sind auf einer Wellenlänge - und das ist wunderbar.

Was ist mir wichtig? Ich schöpfe Kraft aus der Natur, aus der Meditation, aus dem Yoga, aus der Musik und Kreativem Tun. Wichtig sind mir Freundschaften und die Liebe. Ich glaube, dass das Gute auf der Welt überwiegt. Trotzdem muss auch Trauer im Leben Platz haben, Emotionen sind auch Kräfte und nicht ungesund. Auch der Tod als gesellschaftliches Tabu gehört zum Leben. Das Leben ist lebensgefährlich.

Wichtig ist mir, auf das Positive zu fokussieren, obwohl ich weiss, dass es viel Leid gibt. Deshalb sehe ich meine Psychosen nicht mehr als Krankheit, sondern etwas, was zu mir gehört an. Schön finde ich, wenn in der Psychiatrie Stationen "Balance" und nicht "Psychose" genannt werden. Solche kleinen feinen Unterschiede sind wichtig für mich. Ressourcenorientiert statt Krankheiten bekämpfen. Ich will nicht durch Gewalt und Autorität vor meinen Psychosen geschützt werden. Ich habe niemandem ernsthaftes Leid zugefügt. Ich möchte niemandem Kummer bereiten und muss aber trotzdem für mein Leben kämpfen.

Ich hatte viele Ängste sowie negative Erfahrungen und Gefühle an Orten, an denen mir geholfen werden sollte. Mit Medikamenten wurden meine Gefühle betäubt. Ich habe mich innerlich tot gefühlt im Namen der Gesundheit. Ich habe mich von niemandem wirklich verstanden gefühlt. Verständnis ist aber zentral um Hilfe annehmen zu können. Oft hatte ich das Gefühl, dass ich einen einsamen Kampf führe. Heute kenne ich viele Menschen, die mich verstehen möchten und das gibt mir Kraft weiter für mich und für Verständnis für Menschen wie mich zu kämpfen.

Wir sind nicht krank. Wir haben eine offenere Wahrnehmung als andere Menschen und sind sehr sensibel. Ich bin nicht gefährlich, ich habe viele Freunde und kann gut zuhören und vieles verstehen. Die Feinfühligkeit ist meine Stärke.

Ich habe mich nach dem Sinn des Lebens gefragt. Was ist es wert, ein gesellschaftlich akzeptiertes Leben zu führen um niemandem zur Last zu fallen. Wenn man nur funktionieren muss um zu überleben, während man sich selber verleugnen muss? Würde ich das von anderen Menschen verlangen? Wieso habe ich an mich selber viel strengere Anforderungen als an meine Mitmenschen?

Ich kann täglich Entscheidungen treffen, die einen kleinen Unterschied machen können. Ich kann aus Fehlern lernen und stolz auf mich sein, selbst wenn ich nur kleine Schritte mache.

Ich will nicht mein altes Leben zurück. Ich will leben - jetzt - und zwar mein Leben. Ich will es bewusst geniessen in guter Gesellschaft. Bewusstsein schafft Realität.

Aber hey, ernsthaft, Realität wird überschätzt. In Träumen können wir fliegen. Ich glaube nicht nur an Dinge, die ich beweisen kann. Ich glaube nicht mehr an Statistiken, die ich nicht selber gefälscht habe ;) Ich glaube an mich. Und ich glaube mit offenen Sinnen an das Gute. Denn ich weiss, dass das Gute auf der Welt und in jedem von uns überwiegt.