klassisch

04.07.2021

Mode ist ja definitionsgemäss nicht dauerhaft... Moden sind Momentaufnahmen eines Prozesses kontinuierlichen Wandels. Ich habe mit über 30 Jahren das erste Mal ein Kompliment für meine helle Haut bekommen (von einer Asiatin), ich selber fand mich immer zu blass (und habe auch öfters derartige Rückmeldungen erhalten, etwa ich würde "krank" aussehen...). Aber ins Solarium bin ich immerhin nie. Also ich mag schöne Dinge und man kann sich ja Mode nie ganz entziehen wenn man nicht gerade als Einsiedler in einer Höhle wohnt.

Und mir gefallen Menschen mit einem gebräunten Teint ja auch. Nur ist es bei mir so, wenn ich wirklich für meine Verhältnisse braun bin, sehe ich erst etwa durchschnittlich europäisch aus. Also ich habs inzwischen aufgegeben. Ich glaub auch nicht, dass es gesund für mich wäre, ich bin halt ein heller Hauttyp. Und das ist auch irgendwie gut. Früher war das wohl ein Zeichen von Wohlstand, dass man nicht auf dem Feld schuften musste, blaues Blut hatte oderso. Manche Menschen auf unserer verrückten Welt schmieren sich ja sogar bleichende Creme auf die Haut...

Also was mich an Mode stört, ist mein Eindruck, dass vieles davon nur erfunden wurde, um uns irgendwie kaputt zu machen. Nehmen wir mal High-Heels. Ja, ich find auch, dass die schön aussehen. Aber die machen unseren Rücken kaputt! Und unsere Füsse! Das ist total ungesund und unbequem ist es auch. Und wirklich gut bewegen kann ich mich damit auch nicht. Ich weiss nicht, wie diese Charlie's-Angels-Frauen darin rumrennen können. Ich fühl mich von so Schuhen schon ziemlich behindert. Das wäre sicherlich Übungssache aber keine Lust.

Oder dann nehmen wir mal das BH-Thema. Wer von euch findet die bequem? Und trägt sie trotzdem? Weil wir ja angeblich sonst Hängebrüste haben... Jede Frau hat das. So Kugelrunde nach Vorne stehende Brüste sind nicht echt. Da wären wir wieder bei meinem Lieblingsthema, Realität... Ich finde, da bräuchte es mal Aufklärung. Nackte Brüste sieht man ja höchstens in Pornos, die wir ja alle nicht schauen oder dann im Privaten, darüber redet man aber nicht. Männerbrust hingegen darf stolz ans Tageslicht... weil... darum... weil da keine Milch rauskommt? Bei den meisten Frauen ja die meiste Zeit auch nicht. Ok Frauen haben grundsätzlich grössere Brüste als Männer also sozusagen ein sekundäres Geschlechtsmerkmal. Aber so sexualisiert wie die in unserer Gesellschaft sind, sind sie eigentlich gar nicht... die sind eigentlich was ganz Natürliches (und eben nicht Silikongefülltes). So wie die meisten Männer mehr Bart haben als die Frauen, ein anderes sekundäres Geschlechtsmerkmal. Um also fair zu sein, sollten Männer auch einen "BH", einen "Bart-Halter" tragen. Das wäre logisch, oder?

Da wir nun beim Thema Gleichstellung angelangt sind, fällt mir zum Thema Mode auch die LGBTIQ+ Community ein. Ich hoffe, ich hab keinen Buchstaben vergessen! Ich finde es wichtig, dass jeder Mensch so sein darf, wie er oder sie (oder es) ist. Solange man niemandem damit schadet. Aber vergesst euch dabei selbst nicht. Wenn ihr wirklich an euch rumschnipseln (lassen) wollt, dann solltet ihr euch frei (von jeder Gehirnwäsche) dazu entscheiden. Und bitte nicht wegen eines bekloppten modischen Schönheitsideals. Damit würdet ihr euch selber schaden. Vielleicht ist das "weniger schlimm" aber ich finde nicht. Wenn jeder sich selbst der Nächste ist, ist für alle gesorgt. Natürlich sind wir auch hilfsbereit und unterstützen uns gegenseitig. Aber das mit der Selbstliebe ist wahrscheinlich das wichtigste, was ich bis jetzt im Leben herausgefunden habe. Und wird sicherlich nicht nur eine Mode sein. Mode kann man vielleicht kaufen (und wieder wegschmeissen), aber Klasse hat man.

Ach ja, geht das nur mir so oder habt ihr auch schon Dinge gekauft, die billiger sind als deren Entsorgung? Es kann ja re-zykl-iert werden. So funktioniert wohl unsere Wirtschaft Konsum-Wegwerfgesellschaft. Geplante Obsoleszenz.

Was mir pesönlich hilft, weniger Mist zu kaufen, ist einerseits der Fakt, dass Geld bei mir gerade ziemlich knapp ist. Aber andererseits hilft mir auch, dass ich wirklich schon seeehr lange an mir arbeite und mich so langsam aber sicher ein bisschen kenne und sogar meistens mag. (Dass ich mich "liebe" kann ich noch nicht ganz sagen, dafür bin ich wohl zu Hollywood-geschädigt und finde auch, dass Worte nicht immer auf die Goldwaage gelegt werden müssen. Ich mag mich und finde mich gut. Das ist schon ziemlich viel für meine Verhältnisse!) Die Selbstliebe hilft mir dabei, dass ich glücklich bin ("wer lieben kann, ist glücklich", so Hermann Hesse) und mich nicht mit materiellen Dingen glücklich machen muss. Was nicht heisst, dass ich jetzt gar nichts mehr kaufe. Aber ich merke schon viel besser, wenn ich etwas kaufen will, ob ich es wirklich brauche oder möchte oder ob ich es nur "haben muss". Denn Besitz ist auch belastend. Bring den Vorschlaghammer mit... und macht kaputt, was euch kaputt macht :)