Geld oder Leben oder Freiheit

29.04.2021

Ganz ruhig, das ist kein Überfall. Ich bin ja nicht einmal maskiert :) wobei Masken bedeuten ja inzwischen Schutz und nicht mehr Gefahr. Interessant, wie sich gewisse Ansichten ändern. Vermummungsverbot gabs ja auch mal. Angst hat viele Gesichter... wobei man dieses Gesicht ja inzwischen gar nicht mehr richtig sieht. Vielleicht sind deswegen die Leute so ängstlich? Ich finde, durch den "Schutz" wird die zwischenmenschliche Kommunikation stark erschwert. Und wie wichtig die Sprache (es gibt ja nicht die mit dem Mund gesprochene Sprache...) für den Austausch und das gegenseitige Verständnis in unserer Gesellschaft ist, ist glaub ich offensichtlich. Jedenfalls erlebe ich in letzter Zeit viele schlecht gelaunte Menschen. Und das geht nicht nur mir so, ist also nicht psychotisch. Immerhin dauert die ganze Corona-Situation schon über ein Jahr. Seit einem Jahr leben wir in der Angst. Wobei eigentlich haben wir davor schon viel Angst gehabt.. z.B. vor Terror. Das ist immerhin nicht mehr so gut möglich, da es keine Menschenansammlungen mehr gibt.

Aber die Angst, keine Luft mehr zu bekommen, an eine Maschine zur Beatmung angeschlossen werden oder sogar zu sterben, ist ziemlich einschränkend. Wobei ich sagen muss, dass insbesondere meine "krisenerfahrenen" Freunde und Bekannten eigentlich am wenigsten Angst vor der C-Situation haben. Ich habe also noch soziale Kontakte und das "Home-Office" habe ich ungewollt schon bald drei Jahre. Mich kann so schnell nichts mehr aus der Bahn werfen... Dachte ich schon ein paar Mal, ja. Aber vor den sieben Zwergen und dem BAG und ihren Experten lasse ich mich nicht so leicht beeindrucken. Zum Glück traue ich mich, meinen eigenen Verstand zu gebrauchen und mich auch über nicht-"offizielle" Quellen zu informieren und spreche mit den Menschen. Das hat mich ziemlich beruhigt. Die Nachrichten höre ich kaum noch, Zeitung und Fernsehen meide ich, so gut es geht. Das ist meine Strategie, mit dem Wahnsinn, der mich umgibt, umzugehen.

Ich konzentriere mich auf das, was möglich ist, statt auf das, was alles verboten ist. Damit möchte ich auch noch festhalten, dass ich mich an die (offiziellen) Massnahmen halte. Vielleicht bin ich zu feige und wahrscheinlich ginge die Rückkehr zur Normalität am schnellsten, wenn wir uns alle einfach wieder "normal" verhalten würden. Das würde ziviler Ungehorsam bedeuten. Wenn die Gesetze falsch sind, ist es das Richtige, sie zu missachten. Oh oh, ich werde etwas zu aufmüpfig. Habe ich meine Medis heute eigentlich genommen? Ja, doch, alles gut. Also ich versuche das Beste aus der Situation zu machen. Natürlich sind wir nicht frei aber eigentlich sind wir doch frei. Das schlimmste Gefängnis bauen wir uns selber mit unseren Gedanken. Und glaubt mir, ich weiss, wovon ich rede. (Ich war schon mehrmals in geschlossenen Abteilungen der Psychiatrie und in Isolationszimmern.) Denn unsere Gedanken und unser Bewusstsein sind der Raum, den wir selber gestalten können. Das ist für mich wahre Freiheit, das denken und sagen zu dürfen, was ich will. Klingt das egoistisch? Auch ich bin nämlich noch von einigen Mauern in meiner Freiheit eingeschränkt. "Man darf doch nicht so egoistisch sein." "Geben ist seliger denn nehmen." Ist das wirklich so? Ich glaube, dass mich unter Anderem dieses Ungleichgewicht von Geben und Nehmen krank gemacht hat. Ich habe immer "Rücksicht" auf die "Schwächeren" genommen, das ist ja sehr nett. Bis ich irgendwann selbst zu "schwach" war und auf sich selber kann man leider nicht Rücksicht nehmen. Das habe ich jedenfalls nie gelernt und glaube das wäre auch unlogisch. Es geht eigentlich weiter als "Rücksicht zu nehmen", es geht darum, sich selber zu lieben. Erst dann kann man auch anderen Liebe schenken und das ist doch eigentlich noch viel besser als auf sie Rücksicht zu nehmen.

Ich dachte immer, ich muss eine möglichst gute Ausbildung haben, um möglichst unabhängig zu sein (damit niemand auf mich Rücksicht nehmen muss und ich niemandem zur Last falle). Da steh ich nun, ich armer Tor und hab weniger Geld als je zuvor. Frei nach Goethe ;) Und tatsächlich fühle ich mich freier als damals, als ich noch eine "tolle" Anstellung hatte und genügend Geld auf dem Konto hatte. Was soll ich denn mit dem Geld machen? Na klar, Miete zahlen, Essen, Versicherungen usw. Und dann muss man ja sparen für das Haus, die Kinder, die Rente... Das ist ja nicht alles nur Quatsch aber doch sehr belastend. Kann man sich frei fühlen wenn man so eine Verantwortung trägt und so pflichtbewusst ist? Aber was ist die Alternative? Sich selbst von den Pilzen, die man im Wald findet, ernähern und im Zelt übernachten? So weit muss man ja nicht gehen. Pilze hab ich bisher leider auch noch nicht so viele gefunden, dass ich davon überleben könnte.

Aber es gibt auch einen Mittelweg. Man muss sich selber die richtigen Fragen stellen. Was ist mir persönlich wirklich wichtig? Was brauche ich und worauf kann ich verzichten? Es braucht Mut, alte Denkmuster in Frage zu stellen und auch ein bisschen gegen gesellschaftliche Konventionen zu rebellieren. Aber hey, wir haben wahrscheinlich nur ein Leben. (Wobei, wer weiss...). Wir sollten wirklich mehr davon tun, was uns selber glücklich macht. Denn Glück ist ansteckend. Ach nein, das war Lachen. Aber ihr wisst, was ich meine. Glück oder Liebe sind das Einzige, das nicht weniger wird, wenn man es teilt. Und es hat genug für uns alle. Ich jedenfalls fühle mich nicht besser, wenn andere sich schlechter fühlen, im Gegenteil. Da fällt mir Mani Matter ein: dene wo's guet geit, giengs besser, giengs dene besser, wo's weniger guet geit, was aber ned geit, ohni dass es dene weniger guet geit, wo's guet geit... womit wir bei Mani, Money, Geld angekommen sind also wieder am Anfang. Quasi ein guter Abschluss :)