der Vorteil des Nicht-Ganz-Dicht-Seins: Narrenfreiheit

30.05.2021

Also, dicht zu sein ist ja auch nicht mein Ziel. Seit längerer Zeit trinke ich kaum noch Alkohol (macht Birne hohl). So Wein und Bier schmeckt mir eh nicht besonders aber ich mach's auch aus Rücksicht auf meinen Körper, der schon jahrelang Medikamente schlucken muss. Das letzte Mal als ich Wein getrunken habe, hab ich nur ein halbes Glas geschafft und bin danach ziemlich schnell eingeschlafen. So wirklich lustig ist das also für mich nicht. Man wird halt auch älter. Ich war ja auch mal jung und hab insbesondere während meines Austauschsemesters ziemlich viel Alkohol konsumiert. Aber egal wie dicht ich war, Goethe war Dichter.

Ich finds ein bisschen bedenklich, wie unsere Gesellschaft Alkoholkonsum verharmlost. Also eigentlich bin ich der Ansicht, dass jeder konsumieren soll, was ihm gut tut. Es gibt eh schon viel zu viele Verbote. Aber ist es nicht ziemlich widersprüchlich, wenn man bspw. das Rauchen so verteufelt (von noch schlimmeren, illegalen Drogen gar nicht zu reden) aber Alkohol als total normal ansieht? Man muss sich ja sogar rechtfertigen, wenn man auf Alkohol verzichtet.

Und Medikamente sind auch total gut, weil Medizin. Ich find da die englische Sprache ein bisschen zutreffender, die nennt zumindest auch Psychopharmaka einfach beim Namen psychiatric drug. Und ich habe mal gelesen, dass LSD ja auch therapeutisch angewendet werden kann. Undso. Also ich persönlich habe davor viel zu viel Respekt. Ich habe schon ein paar wirklich schlimme Psychosen erlebt und möchte das nicht freiwillig riskieren.

Aber eigentlich gehts doch bei der Drogen-Frage einfach darum, was erlaubt ist. Also entscheidet quasi der Staat, was gesund ist. In Pandemie-Zeiten ja umso mehr. Manchmal frage ich mich, woher die meisten Menschen dieses riesige Vertrauen in die Behörden bzw. Autoritätspersonen nehmen...Wenn es das Bundesamt sagt und der Professor und der Experte, dann ist es so. Wenn es andere Meinungen dazu gibt, sind das logischerweise Verschwörungstheoretiker. Das sieht man ja direkt an den Quellen...

Aber selber denken ist irgendwie aus der Mode gekommen, scheint mir. Vielleicht liegt das an der Spezialisierung durch den wirtschaftlichen Fortschritt? Man ist zwar Experte auf einem Gebiet (wofür man hoffentlich einen offiziellen Zettel hat) aber alles andere kann man ja gar nicht wissen, weil man es nicht studiert hat und überlässt es daher den Experten, unsere Meinung zu bilden. Übrigens habe ich gehört, dass Asperger der nächste Schritt der Evolution sein soll. So Inselbegabungen undso.

Irgendwie finde ich das alles nicht so demokratisch. Das Volk, das regiert, indem es sich über die anerkannten Medien informiert, was die anerkannten Experten sagen und entsprechend gut informiert ihre Wahl- und Abstimmungszettel ausfüllen.

Wie konnten wohl früher Leute eine Revolution starten, als ihnen noch kein Experte Prof. Dr. Dr. hc die Welt erklärt hat? Gut, damals gab es ja noch keine richtige Demokratie und vor allem keine Pandemie. Jetzt müssen wir halt solidarisch sein um möglichst schnell "zur Normalität zurückzukehren". Vielleicht ist das mein Problem? Ich bin schon ziemlich lange nicht mehr normal und will es auch nicht mehr werden. Lieber bleibe ich undicht. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

Und weil ich halt kein Dichter bin, schreib ich nicht mal meinen Namen hin.

E*