das Spiel
Ein Text, den ich "psychotisch" geschrieben habe:
Sie spielen.
Es ist eine Wette.
Es geht um sehr viel Geld.
Nein,
sehr viel Geld wird eingesetzt.
Es geht um Macht, Prestige,
darum, zu gewinnen - nein,
darum, die anderen verlieren zu sehen.
Die Spielfiguren kämpfen
um ihr Überleben.
Sie ahnen, dass mit ihnen gespielt wird,
doch sie wissen zu wenig
und haben dringendere Sorgen:
überleben
während sich die Spieler amüsieren.
Vielleicht ist das Leid der Spielfiguren
auch den Spielern unangenehm.
Doch das Spiel ist wichtiger,
aussteigen ist keine Option.
Die Spielfiguren haben keine Wahl,
die Spieler haben keine Wahl,
das Spiel geht immer weiter.
Im Kampf wird so viel zerstört.
Die Wut setzt so viel Energie frei.
Was wäre, wenn die Spielfiguren
nicht mehr spielen würden,
wenn sie erkennen, dass sie mehr sind
als Spielfiguren,
dass es etwas wichtigeres gibt als dieses Spiel,
dass sie keine Angst haben müssen,
dass sie stark sind
zusammen
mit den anderen Spielfiguren,
den vermeintlichen Gegnern.
Wenn das Spiel still steht,
werden sich die Spieler langweilen
weil sie nichts haben ausser dem Spiel.
Ohne die Ablenkung durch das Spiel
müssen sie sich selbst ertragen.
Das Spiel wird schon so lange gespielt
doch es kann nicht mehr lange so weitergehen
das Leid ist kaum zu ertragen
weshalb die Spielfiguren einknicken,
sich "kaufen" lassen,
ihre Ideale aufgeben
weil sie denken, dass es keine andere Option gibt
das Leid zu stoppen
die Hoffnung auf eine Spielpause
um sich zu erholen
glücklich zu sein
zu vergessen
aber es ist nicht möglich
das zu vergessen
das schlechte Gewissen.
Sie versuchen, sich zu betäuben
doch damit betäuben sie nicht nur
schlechte Gefühle
sondern alle Gefühle
sie werden leer und kalt.
Sie versuchen, sich abzulenken.
Oberflächlich scheint es zu gelingen
so etwas wie Glück zu empfinden
doch das Wissen kann nicht gelöscht werden.
Manchmal äussert es sich
ganz leise quälend
das schlechte Gewissen
die Schuldgefühle
die Ungerechtigkeit
die Hilflosigkeit
die Ohnmacht
versagt zu haben
zu wenig stark gewesen zu sein
falsche Entscheidungen getroffen zu haben
getäuscht geworden zu sein.
Es gibt kein Zurück.
Wie geht es weiter?
Was ist jetzt?
Innehalten
zu mir finden
Gefühle zulassen und loslassen
atmen.
Aus einem winzigen Fünkchen Hoffnung
kann etwas wachsen
wenn es genährt wird.
Das braucht Geduld
und viel Kraft
das Ziel nicht zu vergessen
sich nicht ablenken zu lassen
nicht aufzugeben
auf das kleine Fünkchen Hoffnung aufpassen
es schützen
und wachsen lassen.
Damit es einmal so stark ist
so stgark, dass es geteilt werden kann
in unzählige kleine Fünkchen verteilt
die so stark sind,
dass keine Dunkelheit sie verschlucken kann.