das Spiel

03.04.2021

Ein Text, den ich "psychotisch" geschrieben habe:

Sie spielen.

Es ist eine Wette.

Es geht um sehr viel Geld.

Nein,

sehr viel Geld wird eingesetzt.

Es geht um Macht, Prestige,

darum, zu gewinnen - nein,

darum, die anderen verlieren zu sehen.

Die Spielfiguren kämpfen

um ihr Überleben.

Sie ahnen, dass mit ihnen gespielt wird,

doch sie wissen zu wenig

und haben dringendere Sorgen:

überleben

während sich die Spieler amüsieren.

Vielleicht ist das Leid der Spielfiguren

auch den Spielern unangenehm.

Doch das Spiel ist wichtiger,

aussteigen ist keine Option.

Die Spielfiguren haben keine Wahl,

die Spieler haben keine Wahl,

das Spiel geht immer weiter.

Im Kampf wird so viel zerstört.

Die Wut setzt so viel Energie frei.

Was wäre, wenn die Spielfiguren

nicht mehr spielen würden,

wenn sie erkennen, dass sie mehr sind

als Spielfiguren,

dass es etwas wichtigeres gibt als dieses Spiel,

dass sie keine Angst haben müssen,

dass sie stark sind

zusammen

mit den anderen Spielfiguren,

den vermeintlichen Gegnern.

Wenn das Spiel still steht,

werden sich die Spieler langweilen

weil sie nichts haben ausser dem Spiel.

Ohne die Ablenkung durch das Spiel

müssen sie sich selbst ertragen.

Das Spiel wird schon so lange gespielt

doch es kann nicht mehr lange so weitergehen

das Leid ist kaum zu ertragen

weshalb die Spielfiguren einknicken,

sich "kaufen" lassen,

ihre Ideale aufgeben

weil sie denken, dass es keine andere Option gibt

das Leid zu stoppen

die Hoffnung auf eine Spielpause

um sich zu erholen

glücklich zu sein

zu vergessen

aber es ist nicht möglich

das zu vergessen

das schlechte Gewissen.

Sie versuchen, sich zu betäuben

doch damit betäuben sie nicht nur

schlechte Gefühle

sondern alle Gefühle

sie werden leer und kalt.

Sie versuchen, sich abzulenken.

Oberflächlich scheint es zu gelingen

so etwas wie Glück zu empfinden

doch das Wissen kann nicht gelöscht werden.

Manchmal äussert es sich

ganz leise quälend

das schlechte Gewissen

die Schuldgefühle

die Ungerechtigkeit

die Hilflosigkeit

die Ohnmacht

versagt zu haben

zu wenig stark gewesen zu sein

falsche Entscheidungen getroffen zu haben

getäuscht geworden zu sein.

Es gibt kein Zurück.

Wie geht es weiter?

Was ist jetzt?

Innehalten

zu mir finden

Gefühle zulassen und loslassen

atmen.

Aus einem winzigen Fünkchen Hoffnung

kann etwas wachsen

wenn es genährt wird.

Das braucht Geduld

und viel Kraft

das Ziel nicht zu vergessen

sich nicht ablenken zu lassen

nicht aufzugeben

auf das kleine Fünkchen Hoffnung aufpassen

es schützen

und wachsen lassen.

Damit es einmal so stark ist

so stgark, dass es geteilt werden kann

in unzählige kleine Fünkchen verteilt

die so stark sind,

dass keine Dunkelheit sie verschlucken kann.