das "smart"phone und die Ver"blöd"ung der Menschen

04.05.2021

Könnt ihr euch erinnern, wie es anno dazumal war, als es noch nicht überall Internet gab? Man vergisst ja heute schnell. Schnell kann man dafür recherchieren und weiss dank google und wikipedia dann sofort Bescheid, wie die Dinge sind. Man muss nicht mal mehr diskutieren, denn die Wahrheit steht ja da, schwarz auf weiss. Und alles andere ist sowieso nur eine Verschwörungstheorie.

Unser Leben ist ja schon viel einfacher geworden dank dem künstlichen Organ genannt Smartphone, das wir fast immer auf uns tragen. Ich gehöre auch dazu, meistens. Während meiner Psychosen habe ich das Ding kaum in meiner Nähe ertragen. Wieso? Einerseits natürlich wegen meines Verfolgungswahns, ich hatte das Gefühl (was "natürlich" falsch war), dass ich beobachtet, gefilmt, aufgezeichnet, lokalisiert, überwacht usw. werde. Deswegen ist es ja ein Wahn, weil es nicht den Fakten entspricht. (Und was Fakt ist, steht ja irgendwo, schwarz auf weiss, hehe). Gestresst hat mich das Smartphone aber auch wegen der ständigen Erreichbarkeit und weil man auch immer verfügbar sein muss, sonst machen sich Angehörige Sorgen. Dass sich Menschen um mich Sorgen machen, hat mich ziemlich belastet. Veilleicht bin ich "zu empathisch", zu sensibel. Gerade in Psychosen fällt es mir besonders schwer, Gefühle anderer Menschen nicht zu meinen zu machen, mich quasi abzugrenzen.

Es hört sich ja grundsätzlich gut an und ich bin froh, dass es viele Menschen gibt, denen ich etwas bedeute oder wichtig bin und sie sich gerne nach meinem Befinden erkunden. Aber wenn mein Befinden gerade bescheiden ist, kann ich ja dann nicht sagen "es geht mir gut". Und über "negative" Gefühle konnte ich dann auch nicht sprechen. Wenn ich von meinen (Wahn-)Ideen gesprochen hätte, wäre wahrscheinlich beschwichtigt worden oder Massnahmen zu meinem Schutz empfohlen bzw. getroffen worden. Also wenn man weder Gutes noch Schlechtes erzählen kann, ist es sozusagen unmöglich, sich mitzuteilen, egal wie smart das Telefon auch ist.

"Mitteilen" ist ja auch ein sehr interessantes Wort. Wahrscheinlich war ich in akuten Phasen so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich einfach nicht mehr teilen konnte, mit niemandem. Das ist zwar ein bisschen egoistisch, aber wenn man wirklich an diesem Punkt ist, der ja als "krank" bzw. "psychotisch" bezeichnet wird, hat man meiner Meinung nach das Recht und die Pflicht, zuerst einmal das zu tun, was einem selbst gut tut. Selbstfürsorge undso.

Für mich hat das bedeutet, das Smartphone auf Flugmodus zu schalten und irgendwo zu versorgen, wo ich es nicht sehe. Aus den Augen aus dem Sinn. Ich ging auch am liebsten ohne Smartphone spazieren. Das wäre nur unnötiger Ballast gewesen. Ich wollte frei sein und mich auf die Natur konzentrieren. Das hat mir am besten geholfen. Das und die Zeit. "Die Zeit heilt alle Wunden", heisst es ja nicht umsonst. Zeit hat man heute aber nur noch sehr wenig. Obwohl ja alles einfacher geworden ist. Ein bisschen widersprüchlich finde ich das schon aber vielleicht geht das ja nur mir so. Wird wohl auch psychotisch sein :)

Zeit ist auch etwas seltsames. Man muss sie sich nehmen, sonst ist sie weg. Kennt ihr die Geschichte von Momo und den Zeitdieben von Michael Ende? Die grauen Herren, die sich die Zeit von den Menschen klauen und diese als getrocknete Blätter in Zigarrenform rauchen... Zum Glück gabs Kassiopeia, die weise gemütliche Schildkröte, welche mit Momo die Menschen gerettet hat. Hab ich jetzt zu viel gespoilert? Moment ich blitzdingse euch kurz, dann vergesst ihr es wieder ;) Gute Überleitung zurück zum Thema Verblödung. Das klingt schon etwas hart, aber mir fällt kein besseres Wort dafür ein und blöd ist ja so ziemlich das Gegenteil von smart, deshalb passt es so schön in die Überschrift.

Ich glaube ja, dass wir dank dem Internet auch ganz viel Neues gelernt haben. Man kann sich mit Menschen auf der ganzen Welt austauschen und so viele Informationen und Wissen teilen. So wie ich es hier versuche. Aber ich versuche mich auch offline mit Menschen auszutauschen. Sei das die nette Frau mit dem schwarzen Schäferhund, die ich beim Spazieren treffe oder z.B. meine Eltern, die mir manchmal von früher erzählen. Davon kann man ganz schön viel lernen, finde ich. Es geht ja nicht um die absolute Wahrheit. Es ist eher wie ein Puzzle, man hat ganz viele verschiedene Teile, die manchmal auch zum Verwechseln ähnlich aber dennoch anders sind, und wenn man alle für sich schön geduldig zusammensucht, ergeben sie ein ganzes Bild, das man erst nach einiger Zeit erkennt.

Damit man aber auch offline mit Menschen ins Gespräch kommen kann, ist es von Vorteil, wenn man das gute Smartphone auch mal weglegt. Die Leute trauen sich meistens nicht, einen "zu stören" wenn man in sein Handy vertieft ist. Auch wenn man das vielleicht nur macht, weil man sich langweilt. Guckt doch mal eure Umgebung an, wenn ihr euch mal langweilt beim Warten auf den Bus. Vielleicht entdeckt ihr etwas, was euch freut. Man muss ja nicht gleich flirten nur wenn man mit Menschen redet. Das ist auch nur so ein Hollywood-Blödsinn. Aber das wäre noch ein ganz anderes Thema. Ich überleg mir noch was dazu und recherchiere in alten Bibliotheken und melde mich dann wieder... Macht nicht zu viel Blödsinn in der Zwischenzeit ;)